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Presseinformationen

09.07.2019

Standesbeamtin Daniela Heidrich: „Bei mir hat noch kein Brautpaar Nein gesagt“

Foto: Standesbeamtin Daniela Heidrich steht vor einem Brautpaar

Welche Vornamen sind derzeit beliebt, wie viele Babys kommen noch per Hausgeburt auf die Welt, wie viele Menschen treten aus der Kirche aus, wie viele gleichgeschlechtliche Paare haben die Ehe geschlossen und wer nimmt welchen Nachnamen an? Viele Themen, mit denen sich das Rüsselsheimer Standesamt tagtäglich befasst, zeichnen ein interessantes Bild über die gesellschaftlichen Entwicklungen der Stadt. Im Standesamt im Fachbereich Bürgerservice und Wahlen hat auch Daniela Heidrich ihren Arbeitsplatz.

Seit 1999 arbeitet sie für die Stadtverwaltung und hat dort bereits ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte und ihre Weiterbildung als Verwaltungsfachwirtin abgeschlossen. Um Standesbeamtin werden zu können, musste sie zusätzlich noch einen Lehrgang bei der Akademie für Personenstandswesen besuchen, bevor sie bestellt wurde. Heute ist sie leitende Standesbeamtin mit einem Schwerpunkt im Ehebereich, wobei sie auch bei anderen Themen eingebunden ist. Ihre Aufgabe geht sie professionell und gewissenhaft an, auch wenn es um emotionale Themen geht. Denn die Menschen, die zu Ihr kommen, befinden sich immer in einer besonderen Lebenslage. Während sie sich eben noch um die Beurkundung eines Sterbefalls kümmern musste, geht es beim nächsten Termin um einen freudigen Anlass wie eine Geburt oder eine Hochzeit. Besonders diese schönen Anlässe bereiten der Standesbeamtin viel Freude.

„Für viele Paare ist die Hochzeit der schönste Tag in ihrem Leben. Und ich darf eine wichtige Rolle bei der Trauung übernehmen, das ist das Beste in meinem Beruf“, sagt Heidrich. Gemeinsam mit vier weiteren Standesbeamtinnen und einem Standesbeamten kümmert sie sich um den kompletten Prozess vom Prüfen der notwendigen Dokumente über die folgende Anmeldung der Eheschließung und der Besprechung der Zeremonie bis hin zur Trauung selbst. Die Zahl der jährlichen Eheschließungen in Rüsselsheim liege seit einiger Zeit relativ konstant bei rund 250. „Trotzdem bekommt bei mir nicht jedes Paar die gleiche Ansprache. Ich mache mir über das Paar ein Bild, ob sie Kinder haben, schon älter sind oder vielleicht bereits zum wiederholten Mal heiraten. Das lasse ich in meine Vorbereitung einfließen, zum Beispiel durch die Auswahl eines passenden Zitats oder Gedichts. Ebenso berücksichtige ich die Wünsche des Brautpaars.“ Das Rüsselsheimer Standesamt versuche vieles zu ermöglichen, beispielsweise die Heirat an einem ‚Schnapszahlen-Datum‘ oder individuelle Programmpunkte während der Zeremonie.

Wie Heidrich berichtet, habe sich während ihrer Zeit als Standesbeamtin auch einiges entwickelt. So habe die standesamtliche Hochzeit vor 15 Jahren noch einen anderen Stellenwert gehabt. Da heute aber viele nicht mehr kirchlich heirateten, konzentriert sich die Aufmerksamkeit häufiger auf den Trauungstermin bei der Stadt. „Früher hat es nur ein kurzes Programm vor einer Handvoll Angehöriger gegeben. Heute bringt das Brautpaar nicht selten 50 Gäste und Livemusiker mit. Einmal wurde sogar eine aus dem Fernsehen bekannte Musikerin engagiert“, erinnert sich Heidrich. „Das Brautpaar ist da absolut frei, es ist nur wichtig, dass sie ihre Vorhaben mit uns absprechen. Dann können wir Pausen für die Musikeinlagen einplanen. Solche individuellen Programmpunkte machen die Zeremonie aufwendiger, deswegen freue ich mich besonders über das Lob, wenn Angehörige die Trauung schön fanden.“

Heiratswillige können zwischen verschiedenen Veranstaltungsorten in Rüsselsheim wählen, dazu zählt der historische Sitzungssaal im Rathaus, das Trauzimmer in den Opelvillen sowie das Gasthaus Krone in Königstädten oder das Gasthaus Gretchen in Bauschheim. Auch die Trauung auf dem Schiff im Rahmen des Mainfests ist möglich. Heidrich hat bereits einige besondere Trauungen erlebt. „Im Gedächtnis geblieben ist mir unter anderem die Doppelhochzeit zweier Schwestern, die zwar nacheinander geheiratet haben, aber mit dem gleichen Publikum und gegenseitig Trauzeugen waren.“

Aus rechtlicher Sicht sei nur ein Teil der Zeremonie wichtig, denn die Trauung folgt einem bestimmten Rahmen. Zuerst hält der Standesbeamte oder die Standesbeamtin eine Traurede, daran schließt sich das Ja-Wort an, dann folgt der Ringtausch und schließlich wird die Niederschrift über die Eheschließung verlesen. „‘Nein‘ hat bei mir noch keine Braut oder kein Bräutigam gesagt“, sagt Heidrich. „Ein für mich emotionaler Moment während einer Trauung war, als sich ein Brautpaar statt eines Eherings zusammen mit ihrem Kind ein Familienring als Zeichen der äußerlichen Verbundenheit angesteckt hat.“

Zu den Aufgaben einer Standesbeamtin gehören aber nicht nur die Eheschließungen. Einen großen Anteil machen auch die Beurkundungen von Geburten und Sterbefällen aus. In Rüsselsheim kommen solche Fälle besonders häufig vor, da die Stadt aufgrund des GPR auch Krankenhausstandort und wegen der Entbindungsstation eben auch der Geburtsort vieler Neugeborener sei. Wie Heidrich beobachtet, steige die Geburtenrate seit einigen Jahren wieder stärker. So knacke die Stadt mittlerweile regelmäßig die Tausendermarke bei den Geburten, in manchen Jahren könne das Standesamt sogar mehr als 1.200 Geburten beurkunden. Die Sterbefälle lägen dabei relativ konstant bei rund 900 im Jahr.

Ebenfalls als Entwicklung sieht Heidrich in ihrem Beruf, dass sie es häufiger mit Menschen aus unterschiedlichen Nationen zu tun hat, deswegen müsse sie sich nicht nur im Ehe-, Familien- und Namensrecht für Deutschland auskennen, auch für andere Länder muss sie sich die Rechtslage erschließen und sich mit Entscheidungen und Gesetzeskommentaren von Gerichten befassen. Bei all den Aufgaben als Standesbeamtin helfe es, wenn man sowohl die Fähigkeit besitzt, auf Menschen einzugehen, aber gleichzeitig auch eine gewisse Autorität ausstrahle. Immerhin ist das Standesamt nicht nur auf Hochzeiten dafür zuständig, dass rechtlich alles einwandfrei verläuft.

Wer ein Anliegen wegen einer Geburt, Eheschließung oder eines Sterbefalls hat, kann sich Montag und Dienstag von 8 bis 12 Uhr und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr an das Standesamt wenden, das sich im Rathaus im ersten Obergeschoss des Neubaus befindet. Erreichbar sind die Standesbeamtinnen und der Standesbeamte auch per Mail an standesamt@ruesselsheim.de oder telefonisch unter 06142 83-2726.

 

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