Bild: Rathaus Rüsselsheim am Main

Presseinformationen

22.10.2018

Auf der Straße und bei den Jugendlichen

Foto: Ramona Schwitter und Özgür Bilgin (Foto: Stadt Rüsselsheim am Main)

Özgür Bilgin und Ramona Schwitter sind die beiden Streetworker der Stadt Rüsselsheim am Main. Bilgin ist seit 2007 in diesem Bereich tätig und Schwitter seit 2016. Die Arbeit des bewusst geschlechterparitätisch besetzten Teams hat zwei wesentliche Schwerpunkte: Der eine ist die aufsuchende Jugendarbeit,  das heißt sie sprechen Jugendliche an, die sich im öffentlichen Raum aufhalten. Der andere Bereich ist die mobile Jugendarbeit, wenn die Streetworker an bestimmten Plätzen und Terminen Aktionen anbieten, wie zuletzt die fünfstündige Aktion Hip Hop Mobil auf dem Bahnhofsplatz. Außerdem leiten sie den Jugendtreff in Haßloch-Nord und führen Hallenangebote in der Sporthalle der Albrecht-Dürer-Schule durch. Die Streetworker haben immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse von Jugendlichen, helfen ihnen bei Problemen weiter und vermitteln auch bei Konflikten in der Familie, Schwierigkeiten in der Schule beziehungsweise am Arbeitsplatz, bei Streitereien mit Freunden oder bei Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern.

Die beiden Sozialarbeiter haben ein sehr enges Netzwerk und kennen sich in der sich ständig wandelnden Jugendszene gut aus, zu der sich auch immer jüngere Jugendliche gesellen. Bilgin sagt: „Bei der aufsuchenden Arbeit haben wir rund 50 Ecken und Nischen im Blick, in denen sich Jugendliche aufhalten. Was die Jugendlichen bewegt, kann sehr unterschiedlich sein.“ Mal wüssten sie nicht, was sie in ihrer Freizeit machen können. Dann fragen die Streetworker nach den Interessen und stellen die vielen Angebote in Rüsselsheim vor. „Es kann aber auch sein, dass sich aus solchen Gesprächen neue Projekte entwickeln“, ergänzt Schwitter. Doch die Jugendlichen bewegt noch wesentlich mehr. Häufig sind es auch Probleme in der Familie, die Ratlosigkeit, welchen Beruf sie lernen wollen oder wie sie an eine Ausbildungsstelle kommen. Probleme mit Alkohol und Drogen kommen ebenfalls vor. Bilgin sagt: „Wir arbeiten präventiv und greifen früh ein, vermitteln Hilfsangebote und begleiten die Jugendlichen, wenn gewünscht, auch bei den ersten Terminen. Durch Mundpropaganda würden auch Jugendliche im Büro an der Dammgasse 7 vorbeikommen oder anrufen. In diesen Fällen bieten die Pädagogen Einzelfallhilfe an. Dabei müssen sie auch immer abwägen, ob unter Umständen bei Problemen in der Familie eine Gefährdung der Jugendlichen vorliegt und weitere Schritte erforderlich sind.

Zu einem der größten Erfolge hinsichtlich der mobilen Jugendarbeit zählt, dass sich die Anlaufstelle in Haßloch-Nord nach 18 Jahren zum Jugendtreff gewandelt hat und erst kürzlich erweitert wurde. Jetzt können dort bis zu 15 Jugendliche in unterschiedlichen Gruppen ihren Interessen nachgehen. Auch hier entwickeln Bilgin und Schwitter die Angebote zusammen mit den Jugendlichen immer weiter. So war im Jugendtreff das Interesse am Parkour-Sport groß, und die offene Akrobatik-Gruppe hat sich immer mehr zu einer Parkour-Gruppe entwickelt. Hier üben nun zwischen zehn bis 15 Jugendliche Sprünge und Bewegungen, um Hindernisse im Stadtgebiet zu überwinden.

Wichtig ist beiden, den Jugendlichen nicht irgendwelche Angebote überzustülpen. Wenn sie Teenies erreichen und zum Mitmachen animieren wollen, müssen sie sich auch an ihrer Lebenswelt orientieren, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und sie mitgestalten lassen. „Wir schauen uns den Sozialraum genau an“, erläutert Bilgin. So richten sich beispielsweise die Streetball-Aktionen, das Sportsfun-Festival oder die Fußballnächte nach den Interessen der Jugendlichen. Als besondere Aktionen werden auch gemeinsame Ausflüge unternommen. Die Jugendlichen können ihre Wünsche äußern, und wenn es pädagogisch mit eingebunden werden kann, geht es los. So war es Wunsch der Parkour-Sportler, zu einem Trampolinpark zu fahren, um sich dort neuen Herausforderungen zu stellen, oder der Basketballer, die Profis  der „Frankfurter  Skyliners“ bei einem Spiel zu sehen und sich vielleicht das ein oder andere abzuschauen.

Weitere Projekte sind aus den Anregungen der Jugendlichen heraus durch Moderation von Streetwork und dem Kinder- und Jugendbüro entstanden, zum Beispiel der Skatepark am Stadion oder der Stadtwerke-Dirt-Park im Ostpark. Eines der jüngsten Projekte ist die künftige Streetball-Anlage an der Max-Planck-Schule. Jugendliche haben den Wunsch nach einer solchen Anlage im Jugendforum vorgetragen, derzeit wird sie im Zuge der Bauarbeiten an der Max-Planck-Schule geplant. „Das wird für die Streetballer eine deutliche Verbesserung ab dem kommenden Jahr bedeuten“, sagt Bilgin.

Neben der Arbeit mit den Jugendlichen, die inhaltlich und hinsichtlich der Arbeitszeiten viel Flexibilität erfordert, steht auch immer wieder Büroarbeit an. Denn die Streetworker müssen Projekte planen, vor- und nachbereiten und sechs Honorarkräfte mit unterschiedlichen Stundenkontingenten koordinieren. Für Schwitter ist die Mischung genau richtig: „Ich möchte Projekte vorantreiben, dabei aber auch immer mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.“ Bilgin kann dies nur bestätigen: „Das Schönste ist das Vertrauen der Jugendlichen“, sagt er. Teilweise würden auch Jugendliche, die schon über 20 Jahre alt sind, immer noch den Kontakt zu den Streetworkern suchen.

Für die Stadt war die Einstellung der beiden ein Glücksgriff, weil sie beide während des Studiums schon als Honorarkräfte im Freizeithaus Dicker Busch oder im Jugendtreff Haßloch-Nord aktiv waren und sowohl die Stadt als auch die Jugendszene bestens kennen. Bilgin hat an der Hochschule Darmstadt Sozialpädagogik studiert und im Anschluss im Jugendzentrum am Frankfurter Berg gearbeitet, danach kam er zur Stadt Rüsselsheim. Als Schwitter das Studium in Darmstadt aufgenommen hat, hieß der Studiengang bereits Soziale Arbeit. Mit dem Abschluss in der Tasche arbeitete sie ein halbes Jahr bei der Stadt Langen, bevor sie nach Rüsselsheim kam. Beide sind in Rüsselsheim aufgewachsen und leben hier. Auch zu Opel haben sie Bezüge: Bilgins Vater war Opelaner, bei Schwitter war es der Großvater.

Das Büro der Streetworker befindet sich an der Dammgasse 7. Özgür Bilgin ist unter Telefon 83-2112 und mobil unter 0177 3038643 und Ramona Schwitter unter Telefon 83-2111 und mobil unter 0172 9565031 zu erreichen. Die Regelangebote von Streetwork richten sich an Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren und lauten wie folgt:
Montag und Mittwoch 16 bis 19 Uhr Offener Treff, Donnerstag 15 bis 17 Uhr Mädchentreff, 15 bis 17 Uhr Basketball in der Sporthalle 2 der Albrecht-Dürer-Schule, 16 bis 18 Uhr Fahrradwerkstatt, Freitag 15 bis 17 Uhr Jump and Run in der Sporthalle 2 der Albrecht-Dürer-Schule.

Die stadtweiten Angebote der mobilen Jugendarbeit in der zweiten Jahreshälfte in Kooperation mit Auszeit e.V. und dem Freizeithaus Dicker Busch sind ein Streetballturnier am 9. November in der Turnhalle der Alexander-von-Humboldt-Schule und ein Fußballnachtturnier am 7. Dezember in der Sporthalle Dicker Busch.

 

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