Die Stadt Rüsselsheim am Main stellt Kunst- und Kulturschaffenden einen offenen Atelierraum in der Innenstadt kostenfrei zur Verfügung: den „freiraum f3“. Das Ladengeschäft an der Frankfurter Straße 3, in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz, wurde von der Stadt zur kulturellen Nutzung angemietet. Der freiraum f3 ist ein Werkraum, in dem Künstlerinnen und Künstler arbeiten, experimentieren und ihre Werke präsentieren können. Auf rund 100 Quadratmeter Fläche bietet er den oft dringend benötigten Platz für kreative Werkprozesse jeglicher Art. Das Atelier kann als Malstudio, als Probenraum, Installations- und Performancefläche oder Workshopraum genutzt werden. Die Schaufensterfronten erlauben Einblicke in den künstlerischen Schaffensprozess. Werkschauen und Aktionstage laden zu einem Dialog mit den „freiraum“-Künstlerinnen und Künstlern während ihrer Residenzen ein.
Damit ist ein neuer Kulturort im Rüsselsheimer Stadtzentrum entstanden, mit dem zugleich Kulturschaffende in ihren Arbeitsprozessen direkt unterstützt werden. Interessenten können sich bei der Kultursteuerung für eine zeitlich befristete Residenz bewerben und bekommen nach Begutachtung des Vorhabens die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Anfragen für eine freiraum f3-Residenz können formlos an die Kultursteuerung gestellt werden. Die Nutzungskonditionen sind der Muster-Nutzungsvereinbarung zu entnehmen.
Die Anfragen sollten Angaben enthalten zu:
Muster-Nutzungsvereinbarung freiraumf3 (PDF, 112 KB)
Kontakt | |
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Ansprechpartner | |
Dr. Jonathan Roth, Raum 313 | |
Telefon: | 06142 83-2027 |
E-Mail: | kultursteuerung@ruesselsheim.de |
Auftakt-Performance zur Eröffnung des freiraum f3. Wenn uns die Pandemie eines vor Augen geführt hat, dann ist es unsere Empfindlichkeit gegenüber Einschränkungen der persönlichen Freiheit. Doch was ist Freiheit? Existiert sie überhaupt? Oder ist sie vielmehr ein Konstrukt unseres Wunschdenkens, das uns vorgaukelt, tun und lassen zu können, was wir wollen? Der Kreativnomade Sam Khayari und die Künstlerin Karin Mairitsch spüren diesen Fragen nach. Sie bezweifeln die Existenz einer Freiheit, die sich ins Endlose weiten kann und wählen sehr bewusst ein Setting, das von vornherein einschränkend ist: eine 10-Meter-Leinwandbahn, die ihrem malerischen Ausdruck Grenzen setzt. Sie erlauben sich, wechselseitig in die malerischen Impulse der oder des anderen einzugreifen. Sie malen in einem Ladenlokal, das öffentlich einsehbar ist und lassen zu, das Besucherinnen und Besucher in diesen Raum eindringen. Sie performen öffentlich und geben live Einblicke in den sozialen Medien. Ihr künstlerisches Handeln wird gläsern und ist für Irritationen von außen offen. Worin also besteht die Freiheit?
Hinter dem Künstlertrio „club d’art percevant“ stehen Dennis Albrecht, Yannick Pfeifer und Kevin Knöss. Die drei haben sich dem gemeinsamen kreativen Schaffen verschrieben und widmen sich hauptsächlich der abstrakten Kunst. Mit dem Projekt ist nach Auffassung des Trios „jeder interessierten Seele die Möglichkeit geboten, sich beim Flanieren durch die Innenstadt die Zeit für einen Blick in das geordnete Chaos zu nehmen, Inspiration zu erhaschen und unweigerlich auch selbst Teil der Kunst zu sein“.
Charlotte Bauer arbeitet hauptberuflich als Stuckateurin und studiert an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. In ihren Arbeiten widmet sie sich den Sparten Installation, Fotographie, Typographie und Linienzeichnung. Dabei arbeitet sie überwiegend mit Materialien wie Gips, Textilien und Keramik. „In meine Arbeiten fließen oftmals Objekte ein, die sich im städtischen Raum befinden und allgemein als ‚Reste‘ oder ‚Überbleibsel‘ der Gesellschaft angesehen werden, mit denen scheinbar nichts mehr angefangen werden kann. Diese Rückstände üben auf mich eine gewisse Faszination aus. Sie sind es wert, gezeigt zu werden, ich setze sie in Szene“ (Charlotte Bauer).
Daria Kolesnyk studiert Malerei an der Staatlichen Akademie für Design und Kunst in Charkiw. In ihren Werken arbeitet sie überwiegend mit Ölfarbe auf Leinwänden, sie experimentiert aber auch mit digitaler Kunst. Die persönlichen Erlebnisse des Überfalls auf die Ukraine und der eigenen Flucht haben auch ihr Kunstschaffen beeinflusst. Sie verstehe ihre Arbeit als eine Form der Zeugenschaft über die Wahrhaftigkeit des Krieges: „Meine Aufgabe als Künstlerin ist es, den Betrachter zum Nachdenken über die Geschehnisse anzuregen, um zu erkennen, dass das, was scheinbar ‚irgendwo da draußen‘ passiert, jedem etwas passieren kann. Und es ist viel näher, als man vielleicht denkt“ (Daria Kolesnyk).
Im Verlauf ihrer vierwöchigen Residenz im Freiraum entwickelte Daria Kolesnyk neue Motive und stellte ihr Examensprojekt für den Bacherlorabschluss in Charkiw fertig. Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden im Rahmen einer Werkschau im freiraum f3 präsentiert.
Heimat, Wurzel, Zukunft? Wer bin ich in meinem Land, in meiner Stadt? Was ist Rüsselsheim für mich? Was möchte ich zeigen? Tamara Dauenhauer hat Rüsselsheim befragt. Das Resultat zeigte sie in Form einer „Community Installation“ mit dem Titel „STADT – LAND – ICH“. Die Collage aus Video, Sound und Plexiglas wurde im Rahmen von „Kultur im Sommer 2022“ im freiraum f3 präsentiert.
„The Arts Club“ gründete Lisa Rost 2020, mitten in der Corona-Pandemie, um jungen Künstlerinnen und Künstlern in Rüsselsheim und Umgebung eine Plattform für kreative Projekte zu bieten. Was als kleine Veranstaltungsreihe mit Konzerten und Lesungen begann, entwickelte sich bald zu einem spartenübergreifenden Kulturformat. Gemeinsam mit Yannick Pfeifer entwickelte sie eine eigene Merchandise-Serie mit individuell gestalteten Textilien – jedes Stück ist ein Unikat. Im Rahmen ihrer freiraum-Residenz experimentierten Lisa Rost und Yannick Pfeifer mit Foto-, Mal- und Drucktechniken. Zugleich wurde der freiraum f3 für Werkschauen und Szenetreffs geöffnet.
Davide Herreras Mitwirkung in Kunstkollektiven umfassen Projekte in Guatemala, Brasilien, Kolumbien, Spanien, Deutschland und Österreich. Zuletzt arbeitete er drei Jahre als Gastkünstler im Keramikstudio der „Universität für angewandte Kunst“ in Wien.
In seinen Arbeiten führt Herrera verschiedene Kunstformen und –medien zusammen. Er arbeitet mit Farben, Glas, Keramik und Holz. Seine Kreationen fließen in Gemälde ebenso ein wie in Licht- und Klanginstallationen, Aktionskunst oder auch Tattoogestaltungen. Im Rahmen einer vierwöchigen Residenz in Rüsselsheim knüpfte Davide Herrera an sein umfangreiches Oeuvre an. Er arbeitete an großformatigen Gemälden und inszenierte eine Live-Painting-Performance.
Zum Künstlerinnenkollektiv PENTIMENTI zählen drei Künstlerinnen. Sabine Pillwitz-Schaum beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem Verhältnis Mensch und Natur. Unter dem Titel „Habitat“ greift sie das Thema Wald auf und mixt verschiedene künstlerische Techniken wie Monotypie und Siebdruck mit Malerei.
Ellen Ribbe engagiert sich seit vielen Jahren als Mitglied in der Rüsselsheimer Künstlervereinigung Malkasten e.V. Als „Forschungsreisende im Land der Linien“ zeichnet sie seriell und großformatig zum Thema „Der rote Faden“.
Gabriele Sehn setzt mit der gefährdeten Natur und deren Schönheit – auch noch im Verfall – auseinander. Dabei arbeitet sie mit verschiedenen farbigen Tuschen auf Papier und zeigt „naturinspirierte Schichtungen“ und spannende, geheimnisvolle Strukturen. Im Rahmen Ihrer Freiraum-Residenz entstand ein Gemeinschaftsprojekt als „Schwarmarbeit“. Zudem öffnete das Künstlerinnenkollektiv den „freiraum“ wiederholt für Werkschauen und eine Finissage.
Ihre zweite freiraum-Residenz nutzten Dennis Albrecht, Kevin Knöss und Yannick Pfeifer für eine konzeptionelle Neuausrichtung ihres Kunstschaffens. In einem mehrwöchigen Arbeitsprozess entstanden neue Arbeiten, die im freiraum ausgestellt wurden.
Das Atelier nutzte das Künstlertrio zudem als „Open Space“ für die Kunstszene der Region und bot ein offenes Kulturprogramm mit Performances, Konzerten und Filmabenden an.
Christian Bihn thematisiert in seinem freiraum-Projekt die Themen häusliche Gewalt und mentale Gesundheit. Zentraler Punkt seiner Residenz ist die Performanceinstallation „setz.dich“. Der noch idyllisch gedeckte Tisch ist ein Symbol dafür, wie Opfer und Täter*innen häufig versuchen, häusliche und psychische Gewalt vor der Öffentlichkeit zu verbergen und wie groß die zerstörerische Kraft ist.
Stück für Stück zerstört Bihn die eine Hälfte des Tisches und damit das Bild, das dahintersteckt. Geschaffen hat er die Installation als einen Beitrag für den Aktionstag „One Billion Rising“ gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 14. Februar. Während seiner freiraum-Residenz gastieren zudem lokale Künstler mit musikalischen und performativen Beiträgen.
Nach Abschluss ihres Bachelor-Studiums in Grafikdesign ist Daria Lavetska im März 2022 aus Kiew nach Deutschland gekommen. Kontakte in die Kunst- und Kulturszene der Region hat sie unter anderem über die Teilnahme an einer Ausstellung in Wiesbaden geknüpft. Im freiraum f3 arbeitete Daria Lavetska an Ölgemälden und bot künstlerische Interaktionen an. So konnten Besucher*innen kollektiv an der Entstehung eines Bildes mitwirken. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten wurden in einer Ausstellung gezeigt (Vernissage 24. März).
In seinen großformatigen Gemälden lässt der gebürtige Schweizer und Wahl-Berliner Emanuel Heim Eindrücke aus dem Stadtraum einfließen. Die Bilder folgen keinem strengen Konzept, sondern entwickeln sich während des gestischen Malens aus der Bewegung heraus. Emanuel Heim beschreibt seine Arbeiten auch als „Collagen von gesehenen und gedachten Eindrücken“
Das Grundprinzip seines künstlerischen Arbeitens sei die Improvisation: „So wie Free Jazz“. Dass Musik für ihn eine wichtige Rolle beim Malen spielt, zeigt auch der Aufenthalt in Rüsselsheim, wo er gemeinsam mit dem Jazzgitarristen Nishad Pandey arbeitete. Gemeinsam luden beide Künstler am 20. Mai 2023 zu einer Live-Painting-Performance mit musikalischer Begleitung ein. Die Veranstaltung war Teil des Kunst- und Kulturfestivals „Bel R!“.
Der Aufenthalt von Emanuel Heim in Rüsselsheim folgte auf Ausstellungen in Wien (Kunstraum Wohlmut) sowie am Aargauer Kunsthaus und dem Bündner Kunstmuseum.
Im Rahmen einer Projektwoche mit der städtischen Jugendförderung gestalteten Kinder der Grundschule Innenstadt ein „buntes Klassenzimmer“. Dafür wurde das freiraum-Atelier mit eigens gestaltetem Mobiliar ausgestattet und in ein Kunst-Klassenzimmer verwandelt. Zum Abschluss der Projektwoche fand als Zusatzevent ein Rap-Jam mit Hip Hop Kultur 428 statt.
Die beiden Graffit-Künstler German Siedler & Cedric Moersfelder richteten im freiraum-Atelier eine Graffit-Werkstatt ein. Für die Sommermonate sind Workshops für Jugendliche geplant.
12.09.23
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